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Rock Carvings on Pisannaja-Gorá, near Suljet, Siberia

Fig. 77

Source: Figure 77, Appelgren-Kivalo, Hjalmar. “Alt-Altaische Kunstdenkmäler Briefe und Bildermaterial von J. R. Aspelins Reisen in Sibirien und der Mongolei 1887-1889.”

    4) Zusatz No 4.
    An der betreffenden Stelle im Gebiete des Dorfes Suljek erheben sich in einer Reihe hintereinander drei Bergskupf pen: Pisannaja-Gorâ, Soljannaja-Gorâ und Oserskaja-Gorâ, aus deren Südabhängen schieferartig gelagerte Schichten eines sandsteinartigen Gesteins herausragen und stellenweise senkrechte Felsflächen bilden. Vrgl. Abb. 65. Wir untersuchten die zwei zuerst genannten Berge und trafen die meisten Zeichnungen auf den Felsen der Pisannaja-Gorâ an. Ich ver, zeichnete dort 17 grössere und kleinere Bildergruppen, von denen die fünf ersten und die vier letzten Gruppen (I-V u. XIV-XVII) auf Abb. 67 zu sehen sind; die Gruppen VI-XIII liegen auf der rechten Seite des Berges, der auf der Abbildung nicht sichtbar ist.
    Die Bilder sind, wie Aspelin bemerkt, zweierlei Art, primitive oder grob ausgeführte und künstlerische. Zu den ersteren gehören alle Zeichnungen auf der Pisannaja-gorâ mit Ausnahme der Gruppen I und XVII. Von den primitiven bringen wir auf Abb. 66 und 68-75 die Gruppen II—IV, VI, VIII, XII, XIII und XIV zur Ansicht; die kunstvoller aus, geführten Gruppen XVII und I sind auf Abb. 76 und 77 dargestellt.
    Die primitiven Bilder sind, wie ich beim Abzeichnen feststellen konnte, stets mit einem Metallmeissel eingehauen; Aspelins Auffassung, dass diese Arbeit mit einer »Steinhacke» ausgeführt worden sei, ist offenbar irrtümlich. Die künstlerisch ausgeführten Bilder sind — wie auch die Inschriften — in die Oberfläche des Felsens eingeritzt und eingraviert, aber auch auf ihnen hat man die Haarbekleidung der Tiere da, durch veranschaulichen wollen, dass man mit einem spitzen Werkzeug in die Körperflächen spärliche Punkte eingehauen hat. Als ein weiterer technischer Unterschied sei hervorgehoben, dass die ganze Oberfläche eines primitiven Bildes, genau so wie bei den gleichartigen Darstellungen auf zahl, reichen Grabsteinen z. B. am Boshe,Osero und am Maloje. Osero, eine 3 à 5 mm tief eingehackte Vertiefung bildet, wäh, rend die künstlerischen Bilder ausnahmslos Umrisszeichnun, gen sind.
    An einigen Stellen der Gruppe I lässt sich erkennen, wie der Künstler beim Entwurf seiner Zeichnung oder Ritzung zu Werke gegangen ist. Er hat nämlich mit einem kleinen spitzen Pickel in kurzen Abständen voneinander Punkte eingehauen, welche die Richtung des einzuritzenden Striches angeben sollten.
    Von den künstlerischen Bildern sind einige, vor allem die in den unteren Teilen der Gruppe I befindlichen, mit breiteren und tieferen Strichen eingraviert als die übrigen, während die Linien der auf der oberen Felsfläche angebrachten lebhaften Jagdbilder und Inschriften so dünn sind, dass man sie nur bei günstiger Beleuchtung unterscheiden kann. In Abb. 77 ist der Versuch gemacht worden diese Verschieden, heit der Ritzungen durch dickere und dünnere Striche anzugeben. An vielen Stellen sind Bilder übereinander eingeritzt worden, wodurch die Deutlichkeit der Darstellungen gelit, ten hat.
    Was die künstlerische Auffassung betrifft, so bestehen die primitiven Darstellungen, besonders in der Gruppe II, Abb. 66, aus zerstreuten Bildern von Menschen und Tieren, zwischen denen kein Zusammenhang erkennbar ist. An den Menschenbildern sind keine Einzelheiten, wie z. B. Kleider abgebildet, sie erscheinen im Gegenteil als steife nackte We sen, und die Tierbilder weisen selten Artabzeichen auf. Eine Ausnahme bildet eine auf der linken Seite der Gruppe VIII befindliche Szene, Abb. 71, die ohne Zweifel einen Kampf zwischen drei (vier?) Reitern einerseits und 4 zum Teil mit Bogen bewaffneten zu Fuss kämpfenden Kriegern andererseits darstellt und ein wenn auch primitives künstlerisches Kompositionsvermögen verrät. Auch die Gruppe IV dürfte als eine Kampfszene aufgefasst werden.
    Die künstlerischen Bilder dagegen sind realistische Dar, stellungen verschiedenartiger Tiere in lebhafter Bewegung, zeigen Tierkämpfe und Jagdzüge; Panzerhemd, Helm, Bogen, Köcher und Pfeil, Pferdegeschirr und -schmuck sind genau abgebildet. Da viele Einzelheiten so genau dargestellt sind, dass sie offenbar ethnographische Besonderheiten wiederges ben sollen, diese aber andererseits auf Abb. 77 nicht deutlich genug gezeichnet werden konnten, habe ich nach den auf Löschpapier übertragenen Abklatschbildern getreue Zeichnungen in grösserem Format herstellen lassen.
    Wenn wir der leichteren Orientierung halber die inner, halb der Gruppe I auf der Pisannaja-Gorà bemerkbaren grossen horizontalen Felsspalten als Grenzen zwischen den verschiedenen Bilderserien betrachten, so können wir von drei Zonen, nämlich der unteren, der mittleren und der oberen Zone sprechen. Bei einer Musterung der Bildertafel 77 bemerken wir leicht, dass die unten aufgezählten vorgeschicktliches Kulturleben darstellenden Spezialbilder folgenden Zonen entnommen sind.
    1) Aus der untersten Zone. Links: der nach vorne schiessende Reiter nebst einem Pfeil in den Lenden eines gehörnten Tieres, Abb. 78; der rückwärts schiessende Reiter nebst einem Pfeil im Halse desselben Tieres, Abb. 79; der über ihnen befindliche in Helm und Panzerhemd gekleidete Reiter, Abb. 80. In der Mitte derselben Zone neben dem russischen Kreuz: der mit Helm und Panzerhemd angetane Reiter, der eine mit Fähnchen versehene Lanze vor sich hält, Abb. 81, und ein anderer Reiter, dessen Pferd in bemerkenswerter Weise geschmückt ist, Abb. 82, sowie, nahe der Felsspalte, der knieende Bogenschütze, Abb. 83.
    2) Aus der mittleren Zone. In der Mitte: zwei Kamele, zwischen welchen sich ein zweirädriges Fuhrwerk befindet, auf welchem eine vollständig überdachte viereckige Hütte steht ; auf der dem Betrachter zugewandten rechten Seite des Häuschens ist eine viereckige Fensteröffnung und auf der Rückseite offenbar eine ebensolche. Vom Rücken des hinteren Kamels hängt zwischen den Buckeln eine mit gerundeten Ecken und Borte versehene Satteldecke herab von derselben Art, wie wir sie auf Pferden dargestellt sehen. Da diese kleine interessante Spezialgruppe wegen der drei auf dieselbe Stelle gezeichnetenTierbilder in Abb. 77 nicht deutlich genug hervortritt, habe ich sie ohne die störende Umgebung für sich abgebildet, Abb. 84. Vor dem vorderen Kamele befinden sich in den Felsen eingeritzte feine vertikale verzweigte Striche, welche, verglichen mit einer ähnlichen Darstellung bei einem galoppierenden Hirch auf der obersten Zone, Bäume vorstelslen dürften und demnach vielleicht andeuten sollten, dass die Kamele durch einen Wald schreiten. — Von hier ein wenig nach rechts ist ein knieender Bogenschütze im Begriff einen Pfeil gegen ein vor ihm stehendes Tier abzuschiessen, in dessen Halse schon vorher ein Pfeil steckt, Abb. 85. — Am weitesten nach rechts der Reiter Abb. 86.
    3) Die Reiterbilder der obersten Zone bieten weder in Bezug auf die Menschen noch auf die Ausstattung der Pferde irgendwelche Einzelheiten dar, welche die soeben erwähnten Spezialbilder nicht bereits enthalten hätten, so dass sich eine vergrösserte Wiedergabe derselben hier erübrigt. Die künstlerisch ausgeführten lebhaften Jagdszenen kommen auf Abb. 77 hinreichend deutlich zur Geltung.
    4) Addition No 4.
    At the concerned location in the area of the village of Suljek, three mountain tops rise in a row: Pisannaja-Gorâ, Soljannaja-Gorâ and Oserskaja-Gorâ, from whose southern slopes slate-like layers of sandstone-like rock protrude and in places form vertical rock surfaces. c.f. Fig. 65. We examined the first two mountains mentioned and found most of the drawings on the rocks of the Pisannaja-Gorâ. I recorded 17 larger and smaller groups of pictures, of which the first five and the last four groups (I-V and XIV-XVII) can be seen in Fig. 67; Groups VI-XIII are on the right side of the mountain, which is not visible in the figure.
    As Aspelin notes, the images are of two kinds, primitive or crudely executed and artistic. The former include all drawings on the Pisannaja-gorâ with the exception of groups I and XVII. Of the primitive groups we show groups II — IV, VI, VIII, XII, XIII and XIV in Figs. 66 and 68-75; the more elaborate groups XVII and I are shown in Figs. 76 and 77.
    The primitive pictures, as I was able to see when drawing them, are always carved with a metal chisel; Aspelin’s view that this work was done with a "stone pick" is apparently erroneous. The artistically executed images are - like the inscriptions - carved and engraved into the surface of the rock, but on them too, the aim was to illustrate the animals’ fur by using a pointed tool to carve sparse points into the surfaces of the body. Another technical difference should be emphasized that the entire surface of a primitive picture, just as with the similar representations on numerous, rich gravestones e.g. on Boshe, Osero and Maloje. Osero, forms a 3 to 5 mm deep recess, while the artistic pictures are without exception outline drawings.
    In some places in Group I you can see how the artist went about his work when drafting his drawing or scratching. He used a small, sharp pick to cut points at short distances from one another, which should indicate the direction of the line to be scored.
    Of the artistic images, some, especially those in the lower parts of Group I, are engraved with wider and deeper lines than the others, while the lines of the lively hunting images and inscriptions on the upper surface of the rock are so thin that you can only see them can distinguish with favorable lighting. In Fig. 77 an attempt was made to indicate this difference in the incisions with thicker and thinner lines. In many places pictures were scratched one on top of the other, which made the representations less clear.
    As far as the artistic conception is concerned, the primitive representations, especially in group II, Fig. 66, consist of scattered images of people and animals between which no connection can be discerned. There are no details in the images of men, such as e.g. clothes shown, on the contrary, they appear as stiff, naked beings, and the animal pictures rarely have species markings. An exception is a scene on the left side of Group VIII, Fig. 71, which undoubtedly depicts a fight between three (four?) horsemen on the one hand and 4 warriors on foot, some armed with bows, on the other, and reveals an albeit primitive artistic composition.
    The artistic pictures, on the other hand, are realistic representations of various animals in lively motion, show animal fights and hunting expeditions; mail shirt, helmet, bow, quiver and arrow, harness and jewelry are shown exactly. Since many details are shown so precisely that they are apparently supposed to reflect ethnographic peculiarities, but on the other hand these could not be drawn clearly enough in Fig. 77, I had accurate drawings made in a larger format based on the transfer images on blotting paper.
    If, for the sake of easier orientation, we consider the large horizontal crevices that are noticeable within Group I on the Pisannaja-Gorà as the boundaries between the various series of images, we can identify three zones, namely the lower, the middle and the upper zone so to speak. When examining figure 77, we can easily notice that the special pictures listed below, which depict cultural life, are taken from the following zones.
    1) From the lowest zone. Left: the rider shooting forward with an arrow in the loin of a horned animal, fig. 78; the rider shooting backwards with an arrow in the neck of the same animal, fig. 79; the rider dressed in a helmet and mail shirt above them, fig. 80. In the middle of the same zone next to the Russian cross: the rider wearing a helmet and mail shirt and holding a lance with flag in front of him, fig. 81, and another rider, whose horse is remarkably decorated, fig. 82, as well as, near the crevice, the kneeling archer, fig. 83.
    2) From the middle zone. In the centre: two camels, between which there is a two-wheeled wagon, on which a fully roofed square hut stands; on the right side of the house facing the viewer there is a square window opening and on the back there is apparently one. From the back of the rear camel hangs down between the humps a saddlecloth with rounded corners and braid, of the same kind as we see depicted on horses. Since this small, interesting special group does not stand out clearly enough in fig. 77 because of the three animal pictures drawn in the same place, I have shown them without the disturbing background, fig. 84. In front of the front camels there are fine vertical, branched lines carved into the rock, which, compared to a similar representation of a galloping stag on the uppermost zone, should represent trees and should therefore perhaps indicate that the camels are walking through a forest. - From here a little to the right, a kneeling archer is about to shoot an arrow at an animal standing in front of him, in whose neck an arrow is already stuck, fig. 85. - Farthest to the right is the rider fig. 86.
    3) The equestrian pictures in the uppermost zone do not show any details with regard to the people or the equipment of the horses that the special pictures just mentioned would not have already contained, so that an enlarged reproduction of them is not necessary here. The artistically executed, lively hunting scenes are sufficiently clearly shown in fig. 77.
Source: pp. 4-6, Appelgren-Kivalo, Hjalmar, “Alt-Altaische Kunstdenkmäler Briefe und Bildermaterial von J. R. Aspelins Reisen in Sibirien und der Mongolei 1887-1889.” NII “Digital Silk Road” / Toyo Bunko.

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